Ich gehe ins siebzigste Lebensjahr - unvorstellbar!

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Ich wurde zu einer Zeit geboren, wo der Zweite Weltkrieg entschieden war und seinem tragischen Ende entgegenging.

Nun ja, keiner kann sich sein Schicksal aussuchen - wenigstens habe ich das Chaos äußerlich ganz gut überstanden, wie die zwei Bilder aus 1943 und 1944 beweisen.

1945 greife ich zum Telefon und erkläre den WWII für beendet, und 1946 bekomme ich meinen ersten Anzug im Frieden. Geld für einen Haarschnitt war damals wohl noch nicht vorhanden. In der Zeit des Wiederaufbaus hatten die Menschen wohl sehr wenig überflüssige Zeit, denn bis 1955 war kein Bild von mir aufzutreiben.

1955 dann dieses Foto von meiner Erstkommunion, zu der ich in meinen ersten Anzug gesteckt wurde. Feine Maßarbeit meines Vaters, der es nach dem Krieg in seinem ursprünglichen Handwerk bis zur Meisterklasse geschafft hatte.

Wieder gähnt eine fotografische Lücke, denn erst 1962 sieht man mich wieder als Maturanten mit einem Lehrbefähigungszeugnis für Volksschulen in der Tasche.

Aha, hier ist es dokumentiert: Ich muss also etwa 1962 oder 1963 mit dem Rauchen begonnen haben. Laut sicherer Quelle stammt das Bild links aus dem Jahre 1963 und wurde auf dem Semmering von meinem Freund Fritz geschossen.

1964 hatte ich eine zweite oder dritte Klasse einer Volksschule im 9. Wiener Gemeindebezirk zu unterrichten. Doch danach sparte man sich mit mir viel Geld, da man mich als Volksschullehrer jahrelang an Hauptschulen unterrichten ließ. Natürlich zu Bezügen eines VS-Lehrers.

1965 der Führerschein, 1968 die Eheschließung, 1972 die Geburt unseres Sohnes Robert und dann das korrekte Leben eines gestandenen HS-Lehrers. (1974 schon etwas mitgenommen, oder?)

Vor und auch nach 1975 gab es immer auch mal gute Klassen - mit den Jungs und Mädels von damals pflege ich heute noch liebe Kontakte.

1977 ist Robert grade mal fünf Jahre alt und bereitet sich selbst auf seine Schullaufbahn vor.
Auf dem Bild hat er noch wenig Ahnung von den ihm bevorstehenden Hürden.

1983 entsteht das Bild links, 1987 das Bild rechts. Die Schuljahre verrinnen im Moment langsam und zäh, im Rückblick so schnell, dass sie kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Alles wird zur Routine, manchmal zur Last.

1988: An dieses Bild erinnere ich mich gut. Es entsteht in San Francisco nahe der Golden Gate Bridge. Mit meinem Freund Werner unternehme ich eine ausgedehnte Amerika-Mexiko-Reise. Es ist eine tolle Zeit!

1991 versuche ich mir ein neues Outfit zu geben. Da ich mit dem Malen und dem Schreiben beginne, sollte sich das wohl auch in meinem Äußeren dokumentieren.

1994 bin ich dann schon geschieden, 1995 wieder verheiratet. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt; ich bin rund 50 Jahre alt.

1997 und 1998 entstehen diese beiden Bilder. Das linke auf einer Reise zu den Niagarafällen, das rechte zu meinem 55. Geburtstag, der mit einem Brunch in einem Wiener Hotel gefeiert wird. Ganz gegen meine Gewohnheit, denn ich bin eigentlich kein Freund von solchen Feiern, aber auch von keinen anderen.

Auch hier wieder eine relativ große Lücke: es macht kein Mensch ein Foto von mir, und zwar knapp 3 Jahre lang. Unglaublich, gibt es doch schon gute Digitalkameras!

2001 erwischt man mich dann im Garten beim Grill. Und da gehört natürlich ein Bierdöschen oder zwei dazu!

2002 dann ein Foto von einem meiner zahlreichen Frankreichaufenthalte: Etretat in der Normandie.

Um diese Zeit gehe ich dann auch mal in Pension.

2003 posiere ich für ein Klappentextfoto meiner Bücher, die nie veröffentlicht wurden. Stimmt nicht ganz, denn es gibt eine Anthologie, an der ich mitwirke und seit kurzem ein Buch (eBook) bei Amazon.

2004 dann wieder ein Bild auf einer Reise, Ziel unbekannt.

2006 ein Bild aus einer kleinen Fotosession; mit wem rede ich da gerade? Keine Ahnung mehr.

2007: An dieses Foto erinnere ich mich gut - na klar, bei dem Hut! Ein Weihnachtsgeschenk meiner Frau. Ich setze den Stetson auf und marschiere tagelang mit ihm durch Paris.

2008 entsteht das linke Foto in einem Gastgarten in Floridsdorf, während das rechte Bild während einer Jazzveranstaltung in Mauer im Freien von mir geschossen wird. Die Barrelhouse-Jazzband musizierte bis in die sinkende Nacht hinein.

Wie man an den Bildern erkennen kann, nimmt die Qualität der Fotos zu, denn die digitalen SLR-Cams haben das Kommando längst übernommen.

2010 wandere ich viel und beginne mich um den Erhalt meiner Gesundheit und Beweglichkeit zu kümmern.

2011 wird dieses Bestreben durch den regelmäßigen Besuch eines Fitnessstudios weiter vertieft. Ich fühle mich tatsächlich besser als vor Jahren.

Auch male und schreibe ich wieder verstärkt und stelle meine Bilder auch an verschiedenen Orten aus. Mit wechselndem Erfolg.

Das Bild links entsteht kurz vor meinem 69. Geburtstag, den ich wieder sehr schön und entspannt verbringe. Das rechte dann schon in der zweiten Jahreshälfte. Der 70er ist nicht mehr weit.

Ich hoffe, ich habe niemanden mit meiner kleinen Zeitreise gelangweit. Aber ich wollte einmal die Veränderungen im Gesicht eines Menschen über die Jahrzehnte deutlich herausstellen. Und da kam mir natürlich mein umfangreiches Fotoarchiv sehr gelegen.

 

   

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