The Dry Vaginas |
Betty stöpselt ihre Gitarre ein. Kurzes Feedback. Lori macht einszwei einszwei ins Kondensatormikro und zupfelt an ihrem dicken Ledergürtel ihren Bass zurecht. Ihre Hose sitzt super auf ihren Hüften, und ihr enges Starsky and Hutch T-Shirt bringt ihre Titten so richtig gut nach vorn. Fanni lutscht noch mit Micha im Backstageraum herum. Micha war total genervt, dass die Leute von der Vorband sich so angepisst haben. Fannis Röhrenverstärker strich beim Soundcheck die Segel, und Micha dachte, sie könnte doch über den Verstärker von der anderen Band spielen. Die haben sich dann aber total angestellt. Dummer Pisser, sagte er zu dem Sänger. Dann ging die Hauerei vom Zaun. Sie haben den halben Backstage-raum gekillt. Dann kam der Bassist rein und meinte, dass ganze wäre doch gar kein Problem, also haben sich alle wieder vertragen und die Wodkaflasche zur Hälfte geleert. Fanni rollt Micha von ihren Knien. Micha schlürft sich auf die Couch. Sein Kiefer ist steif wie ein amerikanischer Hochzeitsfrack. Fanni schnappt sich ne Dose Paderborner aus dem Kühlschrank und geht auf die Bühne. Sie fühlt sich immer klasse, wenn sie einen Auftritt haben. Es gibt nichts geileres, sagt sie immer, nichts geileres, als die Leute zu ihrem Schlagzeug da unten herumspringen zu sehen. Es sind vielleicht 50 Leute vor der Bühne. Das ist ganz gut. Der Laden ist nicht allzu groß, also kann ganz gute Stimmung aufkommen. Betty geht zu Lori und gibt ihr einen fetten Kuss mit Zungenschlag. Sie machen das vor jedem Konzert, um die Leute ein bisschen zu empören. So richtig empört sich aber keiner. Höchstens die drei Glatzen vorne links an den Lautsprechern. Betty haut ihnen ein fettes Feedback in die Ohren. Dann greift sie sich das Mikro und ihre Fagottstimme hallt durch den Saal: Ladys... Gentlemään ... THE DRY VAGINAS... Dann legen sie los. Ihr fettes Instrumentalintro stürzt sich durch die Boxen auf die Leute da unten. Lori stellt eines ihrer kniehoch gestiefelten Beine auf die Monitorbox. Sie weiß genau, dass die meisten Typen darauf stehen. Sie hat das mal auf nem Hole-Gig in Köln gesehen und wäre Misses Love am liebsten direkt zwischen die Schenkel gesprungen. Der Typ von der Kasse steht jetzt direkt vor der Bühne. Er kriegt seine Augen nicht los von den schwarzglänzenden Stiefeln. Er checkt nicht allzu viel. Jedenfalls scheint er nicht zu checken, dass Lori und Betty ein Pärchen sind. Die beiden lassen das zwar deutlich raushängen, aber die meisten Typen in dieser Garage-Punk Szene sind so oberdoof cool, dass sich jeder von denen für das non plus ultra an weiblicher Fantasieerfüllung hält. Was wissen die schon von weiblichen Fantasien? Er sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus, findet Lori, aber von Männern hat sie die Schnauze erst einmal voll. Vor allem dann, wenn sie noch Jungs sind. Loris Bass kitzelt sich an Betties Beinen hoch. Fannis Bassdrum bollert genau dadrüber. Ich bin alles andere als trocken, denkt sie sich, dann stimmt sie kreischend in den Refrain ein. Die Menge wippt und tanzt. Es ist ein geiles Konzert. Nach fünf Songs kommt Micha aus dem Backstageraum. Er geht links an den Lautsprechern vorbei, drängelt sich durch die Leute nach vorn. Fanni muss sich konzentrieren. Er hat so einen schönen kleinen festen Arsch, und steht total drauf, seine Stiefel beim Ficken anzulassen. Es gibt ihm ein Gefühl von Macht, sagt er, Kontrolle vielleicht eher, aber jedenfalls spritzt er nicht mehr so früh ab wie früher, als er das mit den Stiefeln noch nicht gemacht hat. Das ist doch schon mal ne Menge wert. Betty hats auch gern, an Loris Stiefeln zu lecken, aber eigentlich mag sies am liebsten nackt. Es hat so ein bisschen was von Billitis, meint sie, dazu dann ruhige Musik und ein paar Flaschen Ballaton, Kerzen und ein bisschen was zu kiffen, das macht ihrer Meinung nach eine geile sexy Nacht aus. Lori steht auf Jungs und Mädels. An Betty mag sie am liebsten, dass sie über alles Lachen kann, was sie an Witzigkeiten von sich zu geben hat. Sie hatte früher mal einen Freund, der wollte ihr fast alles verbieten. Er meinte sie solle am Wochenende nicht alleine raus gehen, sie dürfe keine Stiefel tragen, kurze Röcke und so, er machte jedes Mal einen richtigen Affentanz, wenn sie es trotzdem tat. So ein Swing Spinner, sagt sie heute, total geleckt und total borniert, einen Stock im Arsch bis zum Nacken und braune Lippen, vom vielen Scheiße schwätzen, sagte sie abends mal zu Betty, der geht zum Lachen nicht in den Keller, sondern in den Führerbunker, lästert sie und ist tierisch glücklich, wenn sich Betty fast vor Lachen auf dem Boden kugelt. Fanni ist leicht nervös. Micha ist immer noch nicht zurück. Er hat Probleme mit der Treue. Schnell mal auf dem Klo und so. Ähh... ich muss mal, schreit sie in ihr Mikro... Diese Scheiß-Abmischer, sie klopft mit der Faust aufs Mikro, wieso machen die die Mikros von Schlagzeugern immer so leise. Würden die das bei Phil Collins machen? Sie steht einfach auf und zeigt, was sie vorhat. Lori und Fanni stimmen so ein Übergangsgeschrammel an, dass sie sich für solche Notfälle ausgedacht haben. Die meisten Leute im Publikum nutzen die Gelegenheit, um sich Biernachschub zu besorgen. Fanni schiebt sich nach vorne durch, links an der Theke vorbei, direkt auf die Riesenuhr zu. Halbeins. Sie geht zuerst aufs Frauenklo. Niemand drin. Dann eben nebenan. Aus dem Klo stöhnt es ihr schon entgegen. Sie reißt an der Toilettentüre. Da steht Micha, Micha und noch ein Micha, keine Ahnung wie der andere Micha heißt, Micha fickt den anderen Micha in den Arsch. Mein Gott, schreit sie die beiden Michas an, mein Gott Micha, du Arschloch ... Micha hechelt. Er hat seine Stiefel an. |
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