Störfeld Persönlichkeit


Wenn man selber nicht zu bändigen ist, die Charaktere exzessiv impulsiv.
Getrieben zum Ritzen an den Handgelenken mit messerscharfen Klingen, bis das Blut fließt. Muss gar nicht die Arterie radialis betreffen, vielmehr ist es ein Schrei nach Aufmerksamkeit, den inneren Druck loszuwerden, dem Drang zur Selbstverletzung folgen, um dann an der Quelle von Unbegreiflichkeit zu stehen und zu warten.

In der Unfallambulanz können die tiefen Schnittverletzungen mit Nadelhalter und Faden ärztlich genäht werden. Die Blutung gestillt, die Nahtentfernung dann in zehn Tagen, doch der Schneidedruck kommt wieder, er drängt sich so auf, dass Lisa die die Nähte zieht, eine klaffende Wunde sich zeigt, blutarm, jedoch bricht ein Bach voller Tränen.

Mit Mullbindentupfer wird erstmal ein Schutzverband kreiert, doch Lisa lehnt ab, wehrt sich, weigert sich, beginnt zu schreien und wird verbal aggressiv.

Für einen Moment Stille, da die versorgende Ärztin hypoton entgleist. Schon zu lange der Dienst, zu viel Wirbel auf der Station, schon der ganze Tag ein Marathon, immer im Kreis.Nun versagt körperliche Verlässlichkeit.

Stille.

Lisa drückt nun folgsam den Verband an ihr Handgelenk.

Stille.

Die Wunde am Handgelenk wird erneut gründlich gereinigt und lege artis, diesmal geklammert.

Stille.

Eine wundersame Harmonie und Ausgeglichenheit durchströmte das Störfeld.
Wieder die Quelle von Unbegreiflichkeit.

Am Ende folgte eine Entschuldigung von Lisa.
 

Kontakt zur Autorin: Stella M. über die Literaturkneipe
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