Nihilio im Westen
1.
"Für 20 Euro kriegst du an der Ecke billig Sex, doch an der Ecke sind
die meisten Mädchen minderjährig, und für die meisten von den Mädchen
geht der Winter ewig. Doch was soll's, irgendwann kommt der Sommer her,
Wenn wir dran glauben, kommen wir alle unserer Sonne näher."
aus "Nie ein Rapper", Bushido & Saad
M. starrte auf den Bildschirm. Ein alter Sack von einundfünfzig Jahren,
der es zu nichts gebracht hatte. Webdesigner, Schriftsteller, Künstler,
Musiker. Arbeitslosengeld-II-Empfänger. Nada, nichts. Nur heiße Luft,
und immer alles besser gewusst. Dada. Da-da-da. Blah blah. Was für ein
Bockmist.
'Wie sagte der große Nihil-Tse, besser bekannt als Nihilius Graecus oder
Nihilio Greco, einer der bedeutendsten Geister zwischen den Welten, in
seinem Hauptwerk 'Keine Regeln, keine Macht. Eine Anleitung zum Leben in
Frieden ohne fremden Einfluss'? "Es ist alles Scheiße." Und da hat er
recht.'
'Ach, mein Leben kotzt mich so an', dachte er. 'Und warum? Weil ich
nicht mehr daran glauben kann, dass irgendwas noch mal besser wird.
Allein schon die dreckige Kälte genügt, um mir jede Freude abzutöten.'
M. schaute vom Bildschirm auf. Draußen Oktober, Atomschlagwetter. Grau,
windig, kalt. Keine Sonne, kaum Licht, jetzt am Vormittag. Nur Elend,
kristallisiert in Kälte. Hochnebel und dieser grauenhafte Ostwind, der
allein ausreicht, um sich eine Flasche Schnaps in den Kopf zu schütten.
Doch das ging auch nicht. Das Saufen hatte er sich vor vielen Jahren
abgewöhnt. Blieb nur Aushalten, Warten.
'Ich sollte wieder mal was schreiben', dachte er. 'Aber werde ich
ertragen, dass es ...
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