Eine in die Fresse


„Ach, hört doch auf mit diesem sinnlosen Scheißdreck. Diskussionen darüber, ob Bush das größte Arschloch von Staatenführer ist oder nicht, das kann sich doch wirklich keine Sau mehr anhören.“

Das Mädchen, das mir gegenübersaß, musste mich wohl nach der Aussage für eine Prolo-Tussi halten, die von dem Ganzen einfach nur keinen Schimmer hatte.

„Es ist aber noch immer ein aktuelles Thema und wenn dich politische Geschehnisse nicht interessieren, kannst du ja die Klappe halten und weghören.“

Es war ja schon allein ihre verzickte Fresse, die mich anpisste, aber dann auch noch diese pseudointelligente Scheiße, die sie sich bloß aus irgendwelchen Zeitungen abgeschaut hat. Das war wirklich kaum auszuhalten. Ich hielt meine Fresse, trank Bier und ein paar Stamperl Schnaps dazu und versuchte wegzuhören, aber es ging einfach nicht. Diese schrille Stimme, dieser Dreck, den sie laberte, diese verbissenen Augen.

„Reißt du dir deine Burschen mit gespielter Naivität auf oder sind deine Aussagen ernst gemeint?“

Ihr Gesichtsausdruck beantwortete meine Frage.
„Was ist mit dir? Warum pöbelst du mich schon wieder an?“
„Ich wollte doch nur wissen, ob du ernsthaft glaubst, dass das, was in dieser oder jener Zeitung steht, der vollen Wahrheit entspricht. Was ziemlich naiv von dir wäre.“

Jetzt begann sie wieder zu grinsen und aus ihrem Mund kam nur noch mehr Scheiß.
„Ja, das sagt der Trottel, der meint nur Streber lesen die Zeitung.“
Ich musste lachen. Tanja, deren Anhängsel ich hier eigentlich war, verzog auch schon ihren Mund um nicht allzu breit zu grinsen. Es kam, was kommen musste.

„Nein, der Trottel ist der, der alles frisst, was man ihm vorwirft. Glaubst du denn echt, die Zeitungen oder die Nachrichten wissen, was da wirklich abgeht. Für Fakten sind sie ganz okay, aber wer wirklich die Fäden in der Hand hat, wissen nur die, die es wissen sollen. Man will das Volk auch nicht zu intelligent haben, eben weil wir dann ja das mehr hinterfragen würden, was so alles abgeht und wir uns nicht mehr so einfach in Schach hielten ließen. Vielleicht liegt es ja nicht in deiner Natur mehr als das Offensichtliche zu sehen, aber gerade bei solchen Themen wäre es ratsam auch über den Tellerrand zu blicken oder die Klappe zu halten.“

Ihr fiel nichts darauf ein, also drehte sie sich wieder zu ihrem Gesprächspartner und mir fiel auf, dass ich mir von keinem hier den Namen gemerkt hatte. Tanja kannte einige Leute, mit denen ich nichts anfangen konnte und diese blöde Tussi hasste ich mit jedem Drink mehr. Wäre sie einfach nur blöd, wär’s ja gut, aber die war auch noch der festen Ansicht, wirklich was auf dem Kasten zu haben - und das sind ja die schlimmsten Exemplare. Sprach ich mit Tanja, konnte mein Gehöhr diese penetrante Stimme nicht ausblenden. Irgendwie bekam ich den Bullshit dieser Fotze nebenbei mit und es machte mich langsam richtig wütend.

„Du wurdest wohl einfach noch nie wirklich durchgefickt. Das merkt man doch sofort, so wie du drauf bist. Dämlich und frustriert noch dazu, das hält doch kein Mensch aus. Lass dir doch mal nen Schwanz bis auf den Anschlag reinstecken, am besten gleich in den Arsch, das würde deine Lebensqualität gewaltig steigern oder wenigstens die deines Umfelds.“
Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Vielleicht war es auch bloß ihre Bestürzung darüber, ertappt worden zu sein.

„Ich wollte ja nichts sagen, weil du eine Freundin von Tanja bist, aber so eine primitive Schlampe wie dich, kann man ja nicht ignorieren. Was hat den Analsex mit meiner Persönlichkeit zu tun?! Und wie kommt so eine besoffene Giftlerin, die du ganz sicher auch bist (vielleicht nicht ganz übergründetes Klischee lässt grüßen), dazu mich zu beurteilen?!“

Ihre grauen Augen fixierten sich ganz auf meine und ich konnte einfach nicht mehr anders. Diese dumme Nutte kapierte ja nicht mal einen meiner Sätze .Ich musste ihr einfach voll eine reinwichsen damit es mir wieder besser ging. Es half nichts. Ich hätte sonst nicht ruhig schlafen können. Eigentlich nicht meine Art, aber diesmal musste es einfach sein. Ich schlug ihr mitten in die Fresse, hörte ihren Schrei und wartete auf die 10000 Blicke, die mich jeden Moment durchbohren würden.

Doch Tanja zerrte mich so schnell aus dem Lokal, dass ich gar nicht mitbekam, was weiter geschah. Wir gingen einfach weiter zur nächsten Bar.

„Es tut mir leid, dass ich deiner Freundin eine reingehauen hab, aber der Drang danach war so....“

„Schon gut, die hat das vielleicht sogar gebraucht. Ich hab ohnehin nach einer Ausrede gesucht um dort zu verschwinden.“

Dass Tanja deshalb sauer sein könnte, war meine einzige Sorge bei der Sache. Als wir uns dann in die nächste Kneipe setzten, war meine Stimmung auf dem Höhepunkt des Abends. Der Überdruck war weg und ich konnte den Abend wieder genießen.


 

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