"Groß bist
du! Und stark!" flüsterte sie. Mit der Hand fuhr sie über meinen Oberarm
und befühlte den Muskel. "Ein richtiges Mannsbild! Just what I'm looking
for! Oh, ich liebe starke Männer!" Sie kuschelte ihren Kopf in meine
Halswölbung. "I'll give you everything! Du kannst alles von mir haben!
Ich werde dir alles geben! Hier im Park! Auf dieser Bank dort! Heute ist
mir besonders danach!"
Das ist ein Sechser im Lotto! dachte ich. Du bist auf eine Goldmine
gestoßen! Sie hörte nicht auf zu schwärmen. "Du mußt mir den Slip
herunter reißen!" sagte sie. "Das macht mich besonders an! Ich werde dir
das Paradies zeigen! Heute Nacht wirst du hier in Gottes freier Natur
die herrlichsten erotischen Augenblicke deines Lebens genießen! Du wirst
mich nie mehr vergessen! Ich bin nämlich eine sexuelle Draufgängerin! A
dare-devil, you know! Ei-ne Drauf-gäng-ge-rin! Wauuu!"
Sie war kein kleines Mädchen mehr, sondern eine gestandene Dreißigerin
mit allen weiblichen Attributen.
"Hast du getrunken?" fragte ich.
"Nein! Nur einen Joint geraucht! Er bringt mich in Stimmung! Rauchst du
auch?"
"Manchmal!" sagte ich zurückhaltend.
Es war an meinem freien Tag, damals als ich in Jennys Bar den
Tresenclown spielte. Ich lag im Central Park und blickte halb
interessiert auf die jugendlichen Baseballspieler und die
Rollschuhläufer und ich träumte davon, der Tag möge mir endlich meine
Sehnsüchte erfüllen.
Vormittags war ich durch Harlem gedümpelt, naiv, als sei es ein
Spaziergang durch einen Münchner Biergarten. Ich wollte mir Gras für
einen Joint besorgen. Am Washington-Square flanierten zu viele Bullen
zwischen den Dealern, und in der Wall-Street, wo sich die Banker in der
Mittagspause ihren Tagesbedarf an Stoff abholen, gab’s nur fertig
gedrehte Haschisch-Joints für einen Dollar das Stück, aber ich stand
nicht auf Haschisch, und so war ich auf der Suche nach gutem Mexiko-Gras
in Harlem gelandet und ging in eine Kneipe. Die Kneipe lag im Keller
eines ausgebrannten Hauses. Einige Häuser drumherum waren auch
ausgebrannt oder die Fensterscheiben kaputt. Davor lagen verkohlte
Möbelstücke, ein paar Autoreifen, auf denen Halbwüchsige neben einem
überdimensionalen Kofferradio saßen und aufmerksam in die Gegend dösten
Auf dem abgebröckelten Mauerputz waren Sprüche gesprüht:
“Fuck you! Motherfucker! I’m going to kill you!”
Ich ging trotzdem in die Kneipe. Solidarität mit den ausgebeuteten
schwarzen Brüdern. Nicht nur Sprüche klopfen, von wegen “Anti-Rassismus
und Freundschaft aller Rassen!” Nein, mit der Tat soll man seine
Überzeugung im täglichen Leben zeigen! Beim schwarzen Bruder an der Bar
bestellte ich ein Bier und schob meinen Hintern auf einen freien
Barhocker zwischen zwei anderen schwarzen Brüdern.
Der schwarze Bruder hinter der Bar reagierte zuerst, als sei ich Luft;
er schaute durch mich durch. Etwas verunsichert meine zweite Bitte:
“Budweiser, please!”
“No Budweiser...!” Endlich wenigstens eine Antwort.
“Dann ein anderes Bier! Irgend eines, iss egal...!”
“Gibt auch kein anderes Bier....!”
Ich schaute auf den Tresen voller Bierbüchsen und auf die Gesichter der
vielen schwarzen Brüder, die aus den Bierbüchsen sicher kein
Leitungswasser tranken.
“Dann eben ‘ne Cola...!”
“Gibt keine Cola...!”
“Aber was gibt es dann...?” Ich wurde hilfloser. Langsam begann ich die
Sache zu spannen.
“n’Tritt in den Arsch...!” Das war mein schwarzer Bruder rechts von mir.
“Fuck off!” Der Bruder links. Sein Klappmesser schnappte auf.
Die anderen Brüder waren von der Bar und den Tischen aufgestanden und
nach draußen gegangen.
“Aber Brüder, ich bin ein Freund, Solidarität...! Ich will doch nur...”
Noch nie habe ich so gestottert. Und das in Englisch.
“Fuck off, Pig!”
Ich ging. Draußen durch ein Spalier schweigender schwarzer Brüder.
Spießrutenlaufen. Schweigen. Schweißausbruch. Der letzte spuckte vor mir
aus. Dann gingen sie in die Kneipe zurück.
Ich fuhr zum Times-Square, nahm gierig Rassen und Massen in mir auf, zog
mir doch einen Ein-Dollar-Joint rein und fuhr schließlich gelöster in
den Central Park und erfreute mich an den weißen und schwarzen und
gelben und braunen Menschen, die da Woodstock spielten. Ab jetzt konnte
der Tag nur noch besser werden.
Eigentlich hielt ich Ausschau nach einer Anmachmöglichkeit. Die Sonne
schien warm und mir war nach Liebe. Die Blusen, T-Shirts und engen
Pullover mit Knospentitten oder vollen Rundungen, die Röcke und Jeans
mit Knackärschen schwirrten durch den Park wie bunte Schmetterlinge im
Hochsommer. Ich war geil, der Frust war weg, ich hatte einen Ständer in
der Hose und hing meinen Phantasien nach. Pat war dahergeschlendert
gekommen und hatte sich ungefragt neben mich gehockt als würde es
Radiowellen zwischen Gleichgesinnten geben und Worte überflüssig
machen...
"Hi!"
"Hi!"
Ich musste nichts tun. Nur abwarten. Sie plapperte darauf los, als
hätten wir es schon in der High-Scool miteinander getrieben. Sie saß im
Schneidersitz vor mir. Fasziniert konnte ich zwischen ihren gespreizten
Beinen einen rosa Slip erkennen.
"Er ist rosa!" sagte sie. "Wenn du willst, kann ich ihn ausziehen! Aber
du darfst nicht enttäuscht sein, ich habe meine Muschi nicht rasiert.
Unrasiert sieht das furchtbar aus; wie im Urwald. Stehst du vielleicht
auf rasierten Muschis? Oder soll ich einen blauen Slip anziehen! Ich
habe einen blauen in meiner Tasche! Am besten fühle ich mich ganz ohne!
Wie Marylin Monroe! Sie solls sogar mit Kennedy getrieben haben. Kannst
du dir das vorstellen, den Penis eines US-Präsidenten in sich zu
spüren...?!”
“Magst du’s ohne Slip?” Ich wollte auf Kennedy scheißen und Pat in den
Alltag zurückholen.
“Ohne Slip? Well, alleine kann man das hier im Park nicht machen! Aber
jetzt bin ich ja in Männerbegleitung!" Sie spreizte ihre Schenkel weiter
auseinander, fuhr mit dem Zeigefinger zum Slip, öffnete einen Druckknopf
und schob die beiden Spitzenbünde zur Seite. "Kannst du meine Schamhaare
sehen?" fragte sie und fügte dann unsicher hinzu: “Oder liebst du’s doch
lieber rasiert?” Ich antwortete nicht. Ich war zu erstaunt und stierte
nur fasziniert auf dieses schwarze Haarbüschel. “Wenn dir die Haare
nicht gefallen”, unterbrach Pat mein Schweigen, “könnte ich meine Muschi
wirklich einmal rasieren. Du könntest mir dabei helfen; alleine komme
ich mit dem Apparat so schlecht an die Schamlippen heran, weißt du!” Sie
hatte zwei Finger im Slip und rieb sich kreisend den Mösenrand.
"Macht es dir Spaß, wenn du mir zuschaust?" fragte sie.
"Macht es dir Spaß, wenn dir jemand zuschaut?" fragte ich. Ich war aus
meiner Erstarrung erwacht und begann mich auf das Spiel einzustellen.
"Ich mache es mir mehrmals täglich!" sagte sie ausweichend. Sie hatte
den Kopf nach hinten gelehnt und die Augen halb geschlossen.
"Auch während der Arbeit?" fragte ich.
"Während der Arbeit geht es nicht! Ich bin Lehrerin! Meine Schüler sind
schon über Fünfzehn".
"Du könntest dir während des Unterrichts einen kleinen Vibrator unter
den Slip stecken! So dass die Kids es nicht merken würden, aber du
hättest das Vergnügen!"
"Ein richtiger Männerpenis ist mir lieber! Vibrator benutze ich nur,
wenn mein Freund nicht da ist!" Als ich schwieg, sagte sie: "Mein Freund
ist verheiratet!"
Volltreffer! dachte ich. Du hast eine Nymphe vor dir! Oder eine Sex
besessene Verrückte. Wie dem auch sei; wenn sich das so gut anlässt,
brauchen wir uns nicht bei der Vorspeise aufhalten. Eine Abwechslung
würde mir gut tun. Jenny in der Bar war zwar unersättlich, aber unsere
Fickerei war immer irgendwie im Stehen, auf der Kellertreppe, hinter der
Bar, auf den Bierkisten, über dem Toilettensitz oder auf dem Kühlschrank
in der engen Kombüse, wo ich sie von hinten ficken durfte. Ich sehnte
mich wieder nach einer ganz normalen Frau, die sich nicht nur bedienen
ließ, sondern auch mal bediente, eine Frau die sich auf mich setzte oder
unter mich legte, eine Frau die schrie und seufzte, eine Frau die
Gefühle zeigte! Eine Frau, mit der ich geile Vorgespräche führen könnte,
wie jetzt mit Pat!
Jenny ließ sich nur bedienen, wischte mir den Schwanz und sich die Möse
ab und dann arbeiteten wir weiter, schenkten Bourbon aus oder spülten
Gläser, und die ganze perverse Fickerei in der Bar oder auf der
Kellertreppe war ein Zwischenspiel auf die Schnelle. Bei allem Spaß an
der Freude, - aber langsam war mir nach Fremdgehen und Abwechslung
zumute...
Pat war näher gerutscht und hatte ihren Kopf in meinen Schoß gelegt. "Du
bist so herrlich unkompliziert!" hatte sie gesagt und mein T-Shirt aus
den Jeans gezogen.
"Du bist sehr erregt!?" sagte Pat.
"Ja, sehr!" sagte ich. "Gleich wird es mir in die Hose gehen!"
"Welche Verschwendung!" sagte Pat. "Ich würde es dir gerne aufsaugen!
Aber es sind noch zu viele Leute hier! Warte bis heute Abend! Dann
werden wir uns wie verrückt lieben!"
Ich fieberte diesem Abend im New Yorker Central Park entgegen. Pat hatte
nur noch für eine Stunde eine Sitzung bei ihrem Psychotherapeuten. Wir
hatten uns an der gleichen Stelle verabredet. In der Vorfreude wollte
ich schon masturbieren, aber es liefen noch zu viele Menschen im Park
und das Gras war nicht hoch genug. Jogger und Rollschuhläufer,
Musikanten, Pantomimen und wahrscheinlich auch ein paar Spanner.
In einer Stunde würde es dunkel sein; ich würde Pat den Slip herunter
reißen und sie vögeln, dass die Holzbank das Zittern bekommt.
Wahrscheinlich würde Pat mir auch den Schwanz lutschen. Das fehlte mir!
Jenny nahm nur, aber sie gab nicht alles. Und Pat hatte mir alles
versprochen!
Everything and passionally...!
Meine Phantasie war so geschwollen wie mein Schwanz. Heute würde ich
erneut dieses freie Land und seine freien Frauen kennen lernen. Nach der
perversen Jenny jetzt die liebestolle Patricia.
Pat kam eine halbe Stunde später als verabredet. "Hi!" sagte sie und
setzte sich neben mich auf die Bank. Ich küsste sie auf die Stirn. Sie
zog den Kopf zur Seite. Ich war leicht irritiert.
Also dann ohne Küsse gleich zur Sache! Ich startete so, wie wir am
Nachmittag aufgehört hatten. Ich legte meine Hand auf ihr Knie und
wollte sie unter den Rock schieben um meine Finger in die versprochene
Möse zu stecken.
Pat kniff die Knie zusammen. In welchem Film war ich auf einmal
gelandet? Vielleicht gehört das zu ihrem Spiel, dachte ich. Ich zog den
Reißverschluss meiner Jeans herunter. Mein Schwanz flutschte heraus und
stand aufrecht und vorwitzig in der Botanik. Ich wollte Tatsachen
schaffen. Jetzt musste Pat reagieren!
Sie reagierte!
Pat stand auf!
Sie stand breitbeinig vor mir!
Jetzt wird sie ihren Rock heben.
Sie hob keinen Rock. Sie schlug mir, klatsch, klatsch, zweimal ihre Hand
ins Gesicht, einmal links, einmal rechts.
"Bist du...?" begann ich. Aber sie ließ mich nicht ausreden, sondern
klatschte mir wieder ins Gesicht.
"That's all you have in mind!" schrie sie. "Fucking! Fucking! Nothing
else than bloody fucking!"
Ich griff nach ihrem Arm, wollte ihn festhalten. Sie riss sich los und
schrie so laut, dass ich damit rechnen musste, von einem Cop als
Vergewaltiger festgenommen zu werden. Keine rosigen Aussichten für einen
illegalen Schwarzarbeiter in den Staaten.
"Ich hasse dich!" schrie Pat. "Du bist wie alle anderen Kerle! Keinen
Cent besser! Schämst du dich überhaupt nicht? Ihr wollt immer nur das
Eine! Ficken! Ficken!" Damit spuckte sie mir ins Gesicht. "Pfui!" schrie
sie. "Pfui!" und spuckte noch einmal. Ich saß da -, ein bespuckter
Trottel.
Ich wollte einfach wegrennen. Hatte Angst vor dieser tobenden,
hysterischen Frau. Ich ging ein paar Schritte. Pat rannte mir nach. Sie
hielt mich am Arm fest.
"Stay!" schrie sie. "Stay and listen to me!"
"But...!" sagte ich hilflos.
Da brach Pat in sich zusammen, lag gekrümmt im Gras, ihren Kopf in ihren
Armen geborgen. Sie schluchzte. Ich bückte mich und streichelte ihren
Kopf. Sie zuckte noch ein paar Mal ungehalten, wurde aber ruhiger. Ich
streichelte ihr weiter über die Haare, die Wangen, den Ohrläppchen
entlang. Hilflose Gesten, die beruhigen sollten...
Plötzlich stand sie von einer Sekunde auf die andere auf und fragte:
"Hast du eine Zigarette?" Dann saßen wir auf der Bank, rauchten und
schwiegen eine Weile.
"I'm sorry!" sagte sie leise. Ihre Stimme klang fast wie ein Wimmern,
das mich noch hilf- und ratloser machte. "I'm really deeply sorry! Aber
es geht heute Abend nicht! Mein Therapeut, you know, vorhin, in meiner
Sitzung, you know, hat mir geraten meine sexuellen Triebe besser zu
kontrollieren! Ich würde mich verkaufen, sagte er! You know, what it
means: verkaufen?!"
"But...!" sagte ich schon wieder.
"Nothing But!" sagte Pat. "Das ist nicht alles! Danach war ich noch bei
meiner Astrologin! Ich wollte sicher gehen! Und weißt du, was die mir
gesagt hat? Das war der Hammer! Männer würden mich ausnutzen, sagte sie.
Und sie hat Recht! Männer wollten immer nur Sex von mir! Sonst nichts!
Und wo bleibt die Liebe? Sag mir, wo bleibt die Liebe! Niemand liebt
mich! Du auch nicht! Du wolltest nur ein Abenteuer! Du wolltest mich
ausnutzen! Wie alle anderen Typen! No, my darling! Was nice to meet you!
Good by!"
Damit stand sie auf und ging. Benommen saß ich im Central Park auf der
Bank und sah die Silhouette der Frau im Mondlicht zwischen den Bäumen
verschwinden. Von weiter drüben leuchtete die Neonreklame eines großen
Hotels. In sehr weiter Entfernung stand klotzig und erhaben das Empire
State Building. Plötzlich fror ich und machte mich auf den Weg.
Es hätte schlimmer kommen können, überlegte ich. Wie hätte ich mich bei
einer Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung verteidigen können?
Außerdem weiß jedes Kleinkind, im Central Park gehören Überfälle zur
Tages- und Nachtordnung. Aber außer einem Typen, der "Haschisch!
Mariuana, Koks" zu mir herüber zischte, wollte niemand etwas von mir.
In der 72ten Straße stieg ich in den düsteren und schwach besetzten
A-Train und fuhr zurück nach Greenage Village zu meiner Mansardenbude
mit Eisenbettgestell. Durch den ausgewaschenen Vorhangfetzen flimmerten
die Lichter der gegenüberliegenden Kneipe herauf und tauchten das Zimmer
in ein fahles, zuckendes Blau. Ich versuchte zu masturbieren, aber auch
das klappte nicht. Mein Schwanz blieb klein wie ein Regenwurm. Nur das
Bettgestell quietschte wie immer.
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