Ein Mann
geht in ein Restaurant. Er bestellt beim Kellner eine Leberknödelsuppe.
Gerade als er anfangen will zu essen, stutzt er und sagt: "Herr Ober.."
"O Welt," denkt da der Ober, "ich bin in einen grenzdebilen Seite-3-Witz
geraten!", obwohl er natürlich wusste, das die schöne Tradition der
Seite-3-Witze ziemlich aus der Mode ist, wobei der Begriff "aus der Mode"
schon ziemlich aus der Mode ist, aber lassen wir das.
Der Ober schlurft also wider besseren Wissens zu dem Gast, der mit
energischem Fingerzeig auf seine Suppe weist. Doch bevor er seine
Beschwerde an den befrackten Mann bringen kann, fährt ihm dieser ins
unausgesprochene Wort.
"Sie wollen mir vermutlich mitteilen, das sich eine Fliege in ihrer Suppe
befindet. Richtig?"
Der Gast nickt enttäuscht.
"Und vermutlich erwarten sie darauf eine kesse Antwort, woraufhin die
Pointe mit spritziger Aufmüpfigkeit ihrerseits gesteigert würde?" Der Gast
ist den Tränen nahe. Eigentlich hatte er sich den ganzen Tag, fast schon
die ganze Woche (außer Dienstag, da war Kegeln) auf diesen Moment gefreut.
Doch nun... alles im Arsch.
Der Ober indes seufzt. Sein Blick gleitet zum großen Terrassenfenster.
Draußen ist das schönste vorstellbare Sommerwetter, nicht zu heiß, doch
sonnendurchflutet. Aber er hatte die Arschkarte also known as Innendienst
gezogen. Statt Eiscreme auf der großen Veranda durfte er Suppe an
penetrante Pollenallergiker austeilen. Doch nicht nur das kotzt ihn an,
sondern auch die Tatsache, dass niemand mehr "kess" oder "aufmüpfig" sagt.
Er sieht den Gast an, der sich inzwischen seiner Traurigkeit hingegeben
hatte und salziges Augennass in die Suppe vergießt.
"Da haben sie Pech!" sagt der Ober. "Ich kündige nämlich." Er wirft seine
Schürze auf den Tisch, doch das Textil sabotiert die dramatische Geste und
gleitet plump zu Boden. Aber das ist dem ehemaligen
Gastronomieangestellten egal, denn nun ist er FREI! Er läuft über die
Terrasse, hüpft und springt und ruft dabei: "Terrasse, Sonne, Terrasse,
wie Scheiße SPRITZIG!"
Er ist froh, alles hinter sich gelassen zu haben. Er lenkt seine Schritte
fern von dem Gebäude formerly known as Brötchengeber und der
Nichtmehr-Ober ist glücklich, endlich unbeschwert den Park erforschen zu
können. Er weiß natürlich nicht, das der Gast eine Weile nach seinem
Verschwinden zu würgen beginnen und trotz sofortiger erster bis zweiter
Hilfe vom Leben in den Tod übergehen würde, wobei er neben einem Klumpen
Speisereste auch eine zutiefst irritierte Stubenfliege hoch würgt.
Aber wer weiß, vermutlich hätte das auch nichts geändert.
Der Ex-Gastrolakai schlendert die Grünanlagen entlang und versucht, sich
seines Lebens zu freuen.
Doch der Teich riecht nach Entenscheiße, im Botanischen Garten stechen ihn
zwei Wespen, auf dem Spielplatz wird er beim Versuch zu schaukeln als
Kinderschänder beschimpft, beim Spazieren tritt er in größere Mengen
unglaubhaft weichen Hundekots und auf der Liegewiese trifft ihn ein
Bumerang am Kopf.
Das alles deprimiert den Nichtmehrkellner natürlich sehr.
Trotz des Gestanks zieht er sich wieder an den Teich zurück und setzt sich
auf eine graffitiübersäte Bank. Dadurch stört er anscheinend einen Schwan,
der zufälligerweise der einzige Schwan weltweit mit Tollwut ist und der
ihn mit einigen wohl gezielten Schnabelhieben tötet. Und im Sterben denkt
der Ex-Ober: "Was für eine beschissene Pointe, Dann doch lieber die
Fliege."
Und die Moral von der Geschicht?: Schwäne sind Arschgeigen.
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