Das Lied vom Feuer

 

Keine Verse können ausdrücken
das Leid von den Müttern
deren Söhne umgebracht wurden
und bei Tagesanbruch
unter den Stiefeln  des Henkers
die Rosen zertreten
so kann der Mond nicht säubern
die Finsternis von Grausamkeiten
in den Nächten

Welches Wort kann auch
den Herzschmerz jenes Soldaten
der kein Arm mehr hat ausdrücken
sich nicht anlehnen die Abende
wie ein Traum
von den verbrannten Gesichtern der Kinder

Die Todesmaschinerie rund um die Uhr tätig
die Geschäfte der Waffenschiebern
haben Hochkonjunktur
O wehe, Menschenrechte
o wehe, Kreaturen
o wehe Bosnien!
Für alle Zeiten wurdest du erwürgt
wie ein Berg im Zentrum der Erde 

Der Ausdruck von Tod in deinem Gesicht 
nur noch sinnlos das Leben
und dem Zugrunderichten von Menschen
sahen sie schamlos zu
die Plädoyers vom Frieden
dieser kultivierten Vampire
doch sahen sie nichts
sahen nichts!

Häuser wurden verbrannt
die dem Abend mit Freude entgegentraten
Was war die Schuld von Häusern
von Frühstücksecken,
von Bildern, die an der Wand hingen?
Welche Schuld hatten die Puppen?
Verbrannt wurden sie
die Mädchen in ihren eigenen Träumen
und die Mütter ließen sie brennen
im Feuer vor Sehnsucht nach ihren Kinder
Hatten sie nicht auch Mütter
und keine Puppen?
Und hatten sie noch keine Hand
aufs Herz gelegt,
um zu spüren
was sie Glück nannten?
Hatten sie das nicht? 

Trauerode stieg von allen Straßen
der Erde empor
Millionen ausgebeutet
bis auf ihre Seelen
Wasser und Brot gossen sie aus ihren Augen
weinten damit Bosnien lebe!
Damit lebe Bosnien!

Von Satelliten aus konnten sie beobachten
die Weinfelder, die Ölfelder dieser Erde
doch den Gestank der Toten
der bis zum Himmel reichte
und ihr Geschrei
das die Erde erschütterte
das hörten sie nicht!
Sie hörten nichts!

Verliebte schlenderten Abends
auf der Mostarbrücke
der Himmel
ein dunkelblaues Lied
der Mond zerschleißte
wie aus einem Märchenbuch
umhüllt mit Tüll
und die Liebe blau
die Sterne mal rosa, mal gelb
so lebendig der Fluss mit Rosen bedeckt

Der wievielte Sturz von Rom ist es
auf der Brücke von Mostar
die wievielte Okkupation Jerusalems
die Hölle  Srebrenica´s
und du Sloban Milosevic
du Menschenschlachter!
Du Bastard,
der wievielte Hitler bist du?

Und gekreuzigt wurde
Spartakus dort aufs Neue
Alle  Tränen missbraucht 
Nesimi die Haut abgezogen
Mein Bedreddin
erhängt an einem Baum
Zum wievielten Male
wurden die leeren Wörter
von Friedensvermittlern
in den Dreck gezerrt?

Und die Guten aus den Märchen
die Festungsmauern vom Sternhimmel
die Feldblumen vom müden Leben
sich erholten am Abhang
und die Heiligengräber von damals
ermordet wurden sie alle dort

Von den zerrissenen Brüsten der Mütter
tropft nun ihre Milch auf die Erde
und von den ermordeten Kindern
aus ihren leeren Augenhöhlen
bluten ihre Mütter

Nun Mutter
kannst mir nicht mehr deine Hand geben
denn ich habe keine Hand mehr
Ich werde nie wieder aus Freude
durch die Straßen rennen können
denn abgerissen ist mein Bein
und zerfallen sind die Straßen

Eine Stimme hatte ich
als die Schrapnellen mein Lächeln trafen
mein Aufschrei zusammen
mit allen Stimmen der Kinder
prallte auf das Gesicht der Menschheit
und wie meine eigene Murmel
sah sie aus
die Kugel
die mich traf Mutter
wie meine eigene Murmel.
Und als nur noch verbranntes Fleisch
und zersplittertes Gebein
vom Himmel regnete
war die Menschheit blind und taub
Sie hörte nichts, sie schaute weg!

Geblieben ist nur mein Geschrei
Urteil wird gesprochen
im Gewissen der Geschichte
Doch sie sollten die Tränen aufsammeln
die an jeder Ecke der Erde geweint werden
und danach sollten sie sie trinken!

Und du Dichter,
der du in Versen geschrieben hast
mit Goldstaub für den Zorn,
für die Kritik und für das Leben an sich
Alles wird nicht ausreichen am Ende
eine Völkervernichtung in Massen
Und dein Leid wird sich nicht zum Aufstand entwickeln
dein Stift sich nicht in die Herz bohren
Vielmehr schreib deine Zeilen mit Feuer!

Immer mehr Vampire werden in den Straßen heulen
und andere Bosnien werden bluten
die Menschheit nur noch Grausamkeiten atmen
Aber die Kinder werden euch Menschen fragen
Sie werden euch fragen:
Warum ist so wenig Freude auf Erden
und warum gibt es massenhaft Henker?

Nun kannst nicht mehr meine Hände halten
Mutter,
denn ich habe keine Hände mehr …



Aus dem Türkischen von Deniz Ercivan
 

Kontakt zum Autor: Adnan Durmaz - durmazadnan@hotmail.com
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