Nur nichts merken lassen, *)


dass die Erben das Erbe verprassen,
dass Vater die Mutter betrügt
und von ihr erschlagen im Keller nun liegt.
dass Bruder und Schwester zusammen schlafen,
nachdem sie bekifft aufeinandertrafen.

Nur nichts merken lassen,
dass Onkel und Tante sich hassen,
obwohl sie die Fälschung zusammen vollbracht,
die aus ihnen Krösusse macht,
dass in beider Schubfach jeweils eine Waffe liegt,
aus denen einer den tödlichen Schuss abkriegt.

Nur nichts merken lassen.
Großmutter wird es zusammenfassen:
"Danke der Frage, es geht alles ganz prächtig!"
Dabei ist sie kaum ihrer Stimmbänder mächtig.
Das Enkelchen lehnt an ihres Stuhls Lehne
und kräht: "Du schwindelst, hast gar keine Zähne!
Paps sagt: "Die Alte kannst du bald nun vergessen.
Die wird verschwinden, sie kriegt nichts mehr zu essen!"
 

*) Dieser Text wurde von der Brentano- Gesellschaft in Frankfurt für die Frankfurter Bibliothek des zeitgenössischen Gedichts zum Abdruck angenommen!
Bravo Tilly! Helmut

 

Kontakt zur Autorin Tilly Boesche-Zacharow:  tilly-boesche-zacharow@t-online.de
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